Scheidung einreichen: Was Sie über Ablauf und Kosten der Scheidung wissen müssen
Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen für das Einreichen einer Scheidung
Die Entscheidung, eine Scheidung einzureichen, ist ein bedeutender Schritt in Ihrem Leben, der eine sorgfältige Vorbereitung und das Verständnis für rechtliche Grundlagen erfordert. Eine Scheidung beendet die Ehe endgültig und hat weitreichende Folgen für alle Beteiligten. In Deutschland ist eine Ehescheidung nur vor einem Familiengericht möglich und erfolgt nach klaren gesetzlichen Vorgaben. Der Scheidungsantrag wird stets von einem Rechtsanwalt gestellt, da es sich um eine anwaltspflichtige Angelegenheit handelt.

[fs-toc-h2]1. Wie lange dauert das Trennungsjahr bei einer Ehescheidung?
Bevor Sie die Scheidung einreichen können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die wichtigste ist das sogenannte Trennungsjahr. In Deutschland gilt grundsätzlich das Zerrüttungsprinzip, was bedeutet, dass eine Ehe geschieden werden kann, wenn sie gescheitert ist und eine Wiederherstellung der ehelichen Lebensgemeinschaft nicht zu erwarten ist.
Das Trennungsjahr beginnt mit der räumlichen oder mindestens häuslichen Trennung der Ehepartner. Es ist nicht zwingend erforderlich, dass beide Partner aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Eine Trennung von Tisch und Bett innerhalb der Wohnung kann ausreichen, sofern keine gemeinsame Haushaltsführung mehr stattfindet.
Nach dem Trennungsjahr kann die Scheidung eingereicht werden, ohne dass weitere Nachweise für das Scheitern der Ehe erbracht werden müssen. Bei einer einvernehmlichen Scheidung wird das Scheitern der Ehe vermutet. In Ausnahmefällen ist auch eine Scheidung vor Ablauf des Trennungsjahres möglich, wenn die Fortsetzung der Ehe für einen Partner eine unzumutbare Härte darstellen würde.
Wichtiger Hinweis: Dokumentieren Sie den Beginn der Trennung sorgfältig, da dieser Zeitpunkt für die Berechnung des Trennungsjahres entscheidend ist. Eine schriftliche Mitteilung an den Ehepartner kann als Nachweis dienen.
[fs-toc-h2]2. Scheidungsantrag vorbereiten – benötigte Unterlagen
Die ordnungsgemäße Vorbereitung der Scheidungsunterlagen ist essentiell für einen reibungslosen Ablauf des Scheidungsverfahrens. Ihr Anwalt wird verschiedene Dokumente benötigen, um den Scheidungsantrag beim Familiengericht einreichen zu können.
Zu den wichtigsten Unterlagen gehören:
- Heiratsurkunde (im Original oder als beglaubigte Abschrift)
- Geburtsurkunden aller gemeinsamen minderjährigen Kinder
- Personalausweise oder Reisepässe beider Ehepartner
- Nachweis über das Getrenntleben (falls vorhanden)
- Einkommensnachweise der letzten 12 Monate
- Renteninformationen für den Versorgungsausgleich
- Vermögensaufstellung bei größerem Vermögen
- Personenstandsurkunden: Heiratsurkunde, Geburtsurkunden der Kinder
- Einkommensnachweise: Gehaltsabrechnungen, Steuerbescheide, Rentenbescheide
- Vermögensnachweise: Kontoauszüge, Immobilienbewertungen, Versicherungsverträge
- Schuldenübersicht: Kreditverträge, Darlehensverträge, offene Forderungen
- Versorgungsausgleich: Renteninformationen, betriebliche Altersvorsorge
- Sorgerechtsunterlagen: Bei minderjährigen Kindern relevante Dokumente
Falls Dokumente nicht verfügbar sind, können diese in der Regel beim zuständigen Standesamt oder anderen Behörden nachbeantragt werden. Ihr Rechtsanwalt wird Sie bei der Beschaffung fehlender Unterlagen unterstützen.
[fs-toc-h2]3. Kosten für Scheidung einreichen
Die Scheidungskosten setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen und hängen von mehreren Faktoren ab. Der wichtigste Faktor ist der sogenannte Verfahrenswert, der sich nach dem Einkommen der Ehepartner und dem vorhandenen Vermögen richtet.
Die Kosten gliedern sich in:
Gerichtskosten:
- Grundgebühr für das Scheidungsverfahren
- Zusätzliche Gebühren bei streitigen Folgesachen
- Kosten für den Versorgungsausgleich
Anwaltskosten:
- Gebühren nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG)
- Bei einvernehmlicher Scheidung: Ein Anwalt für den Antragsteller
- Bei streitiger Scheidung: Jeder Partner benötigt einen eigenen Anwalt
Bei einem durchschnittlichen Verfahrenswert von 4.000 Euro entstehen Gesamtkosten von etwa 917 Euro für eine einvernehmliche Scheidung. Bei höheren Einkommen oder Vermögen steigen die Kosten entsprechend an.
Praktischer Tipp: Prüfen Sie, ob Sie Anspruch auf Verfahrenskostenhilfe haben. Diese staatliche Unterstützung kann die Scheidungskosten erheblich reduzieren oder ganz übernehmen, wenn Ihre finanziellen Mittel nicht ausreichen.
[fs-toc-h2]4. Gerichtliche Eheauflösung Schritt für Schritt
Das Scheidungsverfahren folgt einem strukturierten Ablauf, der je nach Art der Scheidung unterschiedlich komplex sein kann. Der gesamte Prozess wird durch das Familiengericht geleitet und kann zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren dauern.
Ablauf einer einvernehmlichen Scheidung:
- Antragsstellung: Ihr Anwalt reicht den Scheidungsantrag beim zuständigen Familiengericht ein
- Zustellung: Das Gericht stellt den Antrag dem anderen Ehepartner zu
- Zustimmung: Der andere Partner stimmt der Scheidung zu oder lässt die Frist verstreichen
- Scheidungstermin: Das Gericht lädt beide Partner zum Scheidungstermin
- Scheidungsausspruch: Nach Prüfung aller Voraussetzungen spricht das Gericht die Scheidung aus
- Einvernehmliche Scheidung: 4-6 Monate
- Scheidung mit streitigen Folgesachen: 1-3 Jahre
- Hochstrittige Scheidung: Über 3 Jahre möglich
- Faktoren für die Dauer: Arbeitsbelastung des Gerichts, Komplexität der Folgesachen, Kooperationsbereitschaft der Partner
Bei einer streitigen Scheidung kommen weitere Verfahrensschritte hinzu, wie die Klärung von Unterhaltsfragen, Sorgerechtsstreitigkeiten oder Vermögensauseinandersetzungen. Diese Folgesachen können das Verfahren erheblich verlängern und verteuern.
[fs-toc-h2]5. Einvernehmliche Eheauflösung vs. streitiges Verfahren
Die Art der Scheidung hat erheblichen Einfluss auf Kosten, Dauer und emotionale Belastung aller Beteiligten. Eine einvernehmliche Scheidung ist in der Regel schneller, kostengünstiger und weniger belastend als ein streitiges Verfahren.
Voraussetzungen für eine einvernehmliche Scheidung:
- Beide Partner sind sich über die Scheidung einig
- Alle Folgesachen sind geklärt oder unstreitig
- Es gibt keine Meinungsverschiedenheiten über Unterhalt, Sorgerecht oder Vermögensaufteilung
- Ein Anwalt reicht den Antrag ein, der andere Partner stimmt zu
Merkmale einer streitigen Scheidung:
- Uneinigkeit über die Scheidung selbst oder ihre Folgen
- Streitigkeiten über Kindesunterhalt, Ehegattenunterhalt oder Sorgerecht
- Vermögensauseinandersetzungen
- Jeder Partner benötigt einen eigenen Anwalt
Die Entscheidung zwischen einvernehmlicher und streitiger Scheidung sollte gut durchdacht sein. Oft lassen sich durch außergerichtliche Verhandlungen oder Mediation einvernehmliche Lösungen finden, die allen Beteiligten Zeit, Geld und Nerven sparen.
Beachten Sie: Auch bei anfänglichen Meinungsverschiedenheiten kann eine Ehescheidung noch einvernehmlich werden, wenn sich die Partner auf alle strittigen Punkte einigen. Eine frühzeitige anwaltliche Beratung kann dabei helfen, Konflikte zu vermeiden und den Scheidungskostenvorschuss zu reduzieren.
[fs-toc-h2]6. Scheidung mit Kindern beantragen
Wenn minderjährige Kinder von der Scheidung betroffen sind, müssen zusätzliche rechtliche Aspekte beachtet werden. Das Kindeswohl steht dabei immer im Mittelpunkt aller Entscheidungen.
Sorgerecht und Umgangsrecht:Nach der Scheidung bleibt das gemeinsame Sorgerecht in der Regel bestehen, es sei denn, das Kindeswohl erfordert eine andere Regelung. Die Eltern müssen sich über wichtige Entscheidungen für das Kind abstimmen, wie Schulwahl, medizinische Behandlungen oder Wohnortwechsel.
Kindesunterhalt:Der nicht betreuende Elternteil ist zur Zahlung von Kindesunterhalt verpflichtet. Die Höhe richtet sich nach der Düsseldorfer Tabelle und dem Einkommen des Unterhaltspflichtigen. Der Unterhalt wird bis zur Selbstständigkeit des Kindes, mindestens aber bis zum 18. Lebensjahr gezahlt.
Betreuungsmodelle:
- Residenzmodell: Das Kind lebt hauptsächlich bei einem Elternteil
- Wechselmodell: Das Kind lebt abwechselnd bei beiden Eltern
- Nestmodell: Das Kind bleibt in der gewohnten Umgebung, die Eltern wechseln sich ab
Die Wahl des Betreuungsmodells hat Auswirkungen auf Unterhaltszahlungen und steuerliche Aspekte. Eine sorgfältige Planung und gegebenenfalls eine Beratung zum Umgangsrecht kann helfen, die beste Lösung für alle Beteiligten zu finden.
Wichtiger Hinweis: Bei komplexen familienrechtlichen Fragen sollten Sie unbedingt fachkundige Unterstützung in Anspruch nehmen, um die Rechte aller Beteiligten zu wahren und das Kindeswohl zu sichern.
[fs-toc-h2]7. Digitale Scheidungsklage und ihre Grenzen
Die Digitalisierung hat auch vor dem Familienrecht nicht halt gemacht. Verschiedene Anbieter werben mit einer schnellen und kostengünstigen Online-Scheidung. Doch was verbirgt sich dahinter, und für wen ist sie geeignet?
Funktionsweise der Online-Scheidung:Bei einer Online-Scheidung erfolgt die Kommunikation zwischen Mandant und Anwalt hauptsächlich digital. Die Unterlagen werden elektronisch übermittelt, die Beratung findet per Telefon oder Videochat statt. Der Scheidungsantrag wird dennoch von einem zugelassenen Rechtsanwalt beim Gericht eingereicht.
Vorteile:
- Kosteneinsparungen durch standardisierte Abläufe
- Zeitersparnis durch digitale Kommunikation
- Ortsunabhängige Abwicklung
- Transparente Kostenstruktur
Nachteile und Risiken:
- Nur bei einvernehmlichen Scheidungen ohne komplexe Folgesachen geeignet
- Begrenzte individuelle Beratung
- Keine persönliche Betreuung in emotionalen Phasen
- Rechtssicherheit kann bei komplizierten Sachverhalten leiden
Achtung: Eine Online-Scheidung ist nur dann empfehlenswert, wenn alle Folgesachen bereits geklärt sind und keine komplexen rechtlichen Fragen bestehen. Bei Unsicherheiten sollten Sie eine persönliche Rechtsberatung in Anspruch nehmen.
[fs-toc-h2]8. FAQ: Häufige Fragen zum Einreichen einer Scheidung
Wie lange dauert es, bis die Scheidung rechtskräftig ist?
Nach dem Scheidungsausspruch haben beide Partner vier Wochen Zeit, um Rechtsmittel einzulegen. Geschieht dies nicht, wird die Scheidung nach Ablauf der Frist rechtskräftig. In der Regel dauert es also etwa einen Monat nach dem Gerichtstermin.
Was passiert nach dem Scheidungsantrag mit gemeinsamen Schulden?
Gemeinsame Schulden bleiben auch nach der Scheidung bestehen. Beide Partner haften weiterhin gesamtschuldnerisch gegenüber den Gläubigern. Eine interne Aufteilung der Schulden sollte vertraglich geregelt werden.
Wann kann ich die Scheidung einreichen ohne Trennungsjahr?
Eine Scheidung ohne Trennungsjahr ist nur in absoluten Ausnahmefällen möglich, etwa bei schwerer Gewalt, Alkohol- oder Drogensucht des Partners oder anderen unzumutbaren Härten. Die Hürden sind sehr hoch.
Welche Fristen gelten bei der Scheidung?
Es gibt keine Verjährungsfristen für eine Scheidung. Allerdings beginnen bestimmte Fristen mit der Rechtskraft der Scheidung zu laufen, etwa für den Versorgungsausgleich oder Unterhaltsansprüche.
Was kostet es, die Scheidung einzureichen bei geringem Einkommen?
Bei geringem Einkommen können Sie Verfahrenskostenhilfe beantragen. Diese kann die Kosten vollständig übernehmen oder auf Raten verteilen. Ein Antrag sollte frühzeitig gestellt werden.
[fs-toc-h2]Fazit: Professionelle Begleitung für Ihre Scheidung
Das Einreichen einer Scheidung ist ein komplexer Vorgang, der sorgfältige Vorbereitung und fundierte Rechtskenntnisse erfordert. Von der Beachtung des Trennungsjahres über die Zusammenstellung der erforderlichen Unterlagen bis hin zur Klärung von Folgesachen wie Unterhalt und Sorgerecht gibt es viele Aspekte zu berücksichtigen. Eine professionelle anwaltliche Beratung kann Ihnen dabei helfen, Fehler zu vermeiden, Kosten zu sparen und eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu finden. Zögern Sie nicht, sich rechtzeitig über Ihre Möglichkeiten zu informieren und kompetente Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
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